Peter Nics
KALTENLEUTGEBEN VON DAMALS BIS HEUTE
Die älteste Beschreibung
"Angusta vallis levibus adsurgit jugis, /
Quae patula fagus, et nigrans pinus tegunt / P/acidum silentes.Rarus hic collem terit / Viator. Aedes insidet colli Sacra, / Quae subter audit rivuli streperam fugam. / Circum camini fossilem calcem coquunt „Johann Michael Denis, 1797.
"Ein enges Tal, von Hügeln sanft umschlungen - / weit spannen Buchen ihr Geäst; / es ist, als ob die Stille schwarzer Föhren / sich fast mit Händen greifen lässt . / So steht gedankenschwer in sich versunken,/ der Wald in feierlicher Ruh', / und selten nur erbebt der Waldesboden / vom Tritt durch eines Wandrers Schuh. / Vom hohen Hügel grüßt ins Tal die Kirche, / ein steingewordenes Gebet, / und ihr zu Füßen rauscht ein munt'res Bäch1ein / ohn' Unter/aß von früh bis spät. / Und ringsherum, da herrscht geschäft'ges Treiben: Der Kalkstein aus der Felsenwand / wird emsig in den roten Feueröfen / von Meisterhand zu Kalk gebrannt. " .
(Nachdichtung Hannelore Nics, 1997)
Die Wiese bei der Kaltenleitgebin
Es ist gut und gern viertausend Jahre her, dass unsere jungsteinzeitlichen Urahnen in dieses Tal gekommen sind und hier die ersten Spuren in Form von Steinwerkzeugen hinterlassen haben. Dass auch zweitausend Jahre später das Tal nicht in Vergessenheit geraten ist, bezeugt der Fund von Römermünzen. Aber erst nach weiteren tausend Jahren taucht das erste schriftliche Zeugnis auf: 1002 wird die "Durra Liezniecha", die Dürre Liesing, die dieses Tal durchfließt, urkundlich erwähnt. Eine richtige Niederlassung darf aber deshalb noch lange nicht gegründet werden, weil das Gebiet seit dem frühen Mitte1alter zur so genannten Waldmark (später Wienerwald genannt) gehört, welche landesfürstliches Jagdreservat ist und nicht ohne weiteres besiedelt werden darf. Daher gibt es auch vorerst nur die Erwähnung einzelner Projekte: 1345 wird eine neue (!) Mühle errichtet. 1439 werden Kalksteinbrüche im Tal der Dürren Liesing verzeichnet.
1521 wird der Name Kaltenleutgeben erstmals bezeugt, vorerst allerdings nur als vage Lokalisierung einer Wiese "bei der Kaltn Leitgebin". Wenn man nun jene Erklärung bevorzugt, dass es sich um eine Wiese bei einer Quelle handelt, dann könnte - auch wenn am Südosthang des Tales mehrere Quellen nahe beieinander liegen - die Quelle beim Kirchenfe1sen, zu dessen Füßen später der Ort entsteht, gemeint sein und mit der Wiese die heutige Eiswiese.
Ein Ort namens Kaltenleutgeben
Erst 1601 taucht erstmals “Khaltenleuthgeben" als Ortsname auf; aber auch das vertraute "Khaltleuthgebin" - nun ebenfalls solo - lebt weiter und zwar im Zusammenhang mit dem so genannten Pantaiding (-Büchel), einem Ortsrechtsbuch, das für Kaltenleutgeben, Purkersdorf, Laab i.W. und Gablitz erlassen wird. Es ist dies eine schriftliche Festlegung des für diese Orte des kaiserlichen Waldamtes (gegründet 1500) gültigen Rechtes. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass jedem dieser Orte ein Richter und vier Vierer (Geschworene) zugestanden werden, was modern ausgedrückt bedeutet, dass von nun an ein Bürgermeister (alte Bezeichnung “Ortsrichter") und vier Gemeinderäte die Verantwortung tragen.
Hans Landtschin d.Ä. ist 1620 und 1625 der erste uns namentlich bekannte Ortsrichter. 1625 stehen 31 Häuser hier.