Folge 53 - Ein Mahnmal

 

Peter Nics

KALTENLEUTGEBEN VON DAMALS BIS HEUTE

53. Folge

Ein Mahnmal

An der Promenadegasse im Bereich der großen Wohnhausanlage Nr. 41-45 steht unweit der Garageneinfahrt neben einem kleinen Busch ein einzelner, funktionsloser Betonsteher als trauriges Relikt und gleichsam mahnender Finger aus Kaltenleutgebens und Österreichs bittersten Jahren, die im März 1938 ihren unheilvollen Anfang nahmen.  

Als Dr. Wilhelm Winternitz 1865 seine Kaltwasserheilanstalt in Kaltenleutgeben gründete,  konnte er unmöglich ahnen, welch unrühmliches Ende seinem Lebenswerk einst beschieden sein sollte. Der renommierte Arzt baute hier in jahrzehntelangem, unermüdlichem Einsatz ein Institut von Rang und Namen auf, das international anerkannt und von Heilung Suchenden aus aller Welt frequentiert wurde. Die Anfänge der Kuranstalt befanden sich auf dem rathausseitigen Gelände und bestanden aus dem so genannten alten Kurhaus, dem an der Landstraße gelegenen Verwaltungsgebäude, an das sich an der Westseite die erst später errichtete und noch heute existierende Professorenvilla anschloss, zwei kleineren Dependancen und dem am östlichen Ende gelegenen Lydiehof. Diese Gebäude waren in einem prachtvollen, liebevoll gepflegten Kurpark eingebettet, der zwar nicht sehr groß war, aber mit seinem alten Baumbestand eine angenehme, idyllische Atmosphäre schuf. Ein Holzzaun begrenzte die Anlage zur Straße hin. Da aber das alte Kurareal bald zu klein geworden war, entschloss sich Dr. Winternitz, seine Kuranstalt auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu erweitern. Ein großes neues Kurhaus, Morizhof genannt, wurde errichtet und mit weiteren Dependancen und Nebengebäuden, etwa einem eigenen Theater, zu einem komfortablen, durch einen großzügigen englischen Garten verbundenen Kurbereich ausgestattet. Diese neue Anlage umgab größtenteils ebenfalls ein Holzzaun. Die Kurgäste kamen aus aller Welt, wenngleich die engere Heimat, die Österreichisch-Ungarische Monarchie, naturgemäß am stärksten vertreten war. Aber auch die Gäste aus den Nachbarländern standen kaum nach. Der Höhepunkt im Kurbetrieb war zweifelsfrei das Jahrzehnt jeweils vor und nach der damaligen Jahrhundertwende. Naturgemäß begann der Abstieg mit Beginn des Ersten Weltkriegs, in dessen Verlauf Dr. Winternitz 1917 verstarb. Da dieser die Kuranstalt 1910 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hatte, weil es keine Erben gab, hätte die Anstalt an sich problemlos weitergeführt werden können. Doch infolge des Krieges geriet sie, wie die meisten anderen Unternehmen auch, in eine wirtschaftliche Schieflage, von der sie sich in der Nachkriegszeit nicht mehr erholen konnte. Zwar wurde die Kuranstalt weitergeführt und blieb für Kaltenleutgeben noch 15 Jahre lang ein wirtschaftlicher Faktor, aber das bittere Ende war letztlich nicht aufzuhalten. Ende 1937 musste Konkurs angemeldet werden.

Als 1865 seine in Kaltenleutgeben gründete,  konnte er unmöglich ahnen, welch unrühmliches Ende seinem Lebenswerk einst beschieden sein sollte. Der renommierte Arzt baute hier in jahrzehntelangem, unermüdlichem Einsatz ein Institut von Rang und Namen auf, das international anerkannt und von Heilung Suchenden aus aller Welt frequentiert wurde. Die Anfänge der Kuranstalt befanden sich auf dem rathausseitigen Gelände und bestanden aus dem so genannten , dem an der Landstraße gelegenen , an das sich an der Westseite die erst später errichtete und noch heute existierende anschloss, zwei kleineren und dem am östlichen Ende gelegenen . Diese Gebäude waren in einem prachtvollen, liebevoll gepflegten eingebettet, der zwar nicht sehr groß war, aber mit seinem alten Baumbestand eine angenehme, idyllische Atmosphäre schuf. Ein Holzzaun begrenzte die Anlage zur Straße hin. Da aber das alte Kurareal bald zu klein geworden war, entschloss sich Dr. Winternitz, seine Kuranstalt auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu erweitern. Ein großes neues Kurhaus, genannt, wurde errichtet und mit weiteren und , etwa einem eigenen , zu einem komfortablen, durch einen großzügigen verbundenen Kurbereich ausgestattet. Diese neue Anlage umgab größtenteils ebenfalls ein Holzzaun. Die Kurgäste kamen aus aller Welt, wenngleich die engere Heimat, die , naturgemäß am stärksten vertreten war. Aber auch die Gäste aus den Nachbarländern standen kaum nach. Der Höhepunkt im Kurbetrieb war zweifelsfrei das Jahrzehnt jeweils vor und nach der damaligen Jahrhundertwende. Naturgemäß begann der Abstieg mit Beginn des , in dessen Verlauf Dr. Winternitz 1917 verstarb. Da dieser die Kuranstalt 1910 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hatte, weil es keine Erben gab, hätte die Anstalt an sich problemlos weitergeführt werden können. Doch infolge des Krieges geriet sie, wie die meisten anderen Unternehmen auch, in eine wirtschaftliche Schieflage, von der sie sich in der Nachkriegszeit nicht mehr erholen konnte. Zwar wurde die Kuranstalt weitergeführt und blieb für Kaltenleutgeben noch 15 Jahre lang ein wirtschaftlicher Faktor, aber das bittere Ende war letztlich nicht aufzuhalten. Ende 1937 musste Konkurs angemeldet werden.

Was danach kam, sollte gleichzeitig eng mit dem Schicksalsjahr 1938 verbunden sein. Denn nach der verharmlosend „Anschluss“ genannten Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland verleibte sich die NSDAP München die Kurhausanlagen ein und stellte sie umgehend einer SA-Standarte, die den einschlägigen Namen „Feldherrnhalle“ führte, als Kaserne zur Verfügung. Da Kasernen üblicherweise keine Parkanlagen benötigen, wohl aber Exerzierplätze, wurde radikal abgeholzt und eingeebnet. Gleichzeitig wurde der ehemals neue Kurhausbereich südlich der Hauptstraße durchgehend eingezäunt. Ein Relikt dieser Umzäunung ist genannter Betonsteher (zwei weitere Steher finden sich ganz versteckt, hinter dem neuen Parkplatz bereits auf dem privaten Grund des seinerzeitigen Kursalons, heute „Castello“). In den Schreckenstagen des April 1945 fiel ein Teil der nordseitigen nunmehrigen Kasernengebäude dem Feuer zum Opfer, die südseitigen eingezäunten wurden „nur“ mehr oder weniger beschädigt. Alle  Gebäude, die noch einigermaßen bewohnbar waren, wurden, da die Wohnungsnot in Wien (Kaltenleutgeben gehörte von 1938 bis 1954 zu Wien) sehr groß war, benützt. Die ungeklärten Besitzverhältnisse  -  den letzten Eigentümer gab es naturgemäß nicht mehr -  ließen keine Instandhaltungsmaßnahmen zu, so dass die Häuser nach und nach unbewohnbar wurden und letztlich der Spitzhacke zum Opfer fallen mussten. Und so verschwanden auch nach und nach die Betonsteher, die sowieso keine Funktion mehr hatten, da der Drahtzaun längst entfernt worden war.

Wird fortgesetzt