Die acht Leitlinien, die einer Vision entsprechen, wollen mit Leben, einer konkreten Mission befüllt werden. Deswegen wurden aus den Leitlinien einige Maßnahmen abgeleitet . Die Maßnahmenliste soll Vorhandenes sowie Ideen und Möglichkeiten aufzeigen, die Leitlinien aktiv zu leben und damit einen Rahmen für die Kulturarbeit im Ort zu gestalten. Einige Maßnahmen sind schon in Umsetzung oder gibt es bereits, andere befinden sich im Ideenstatus. Handlungsfelder werden nachfolgend genauer erörtert.
Die Umsetzung von Maßnahmen ist nur gemeinsam (aktive Unterstützung der Gemeindepolitik, finanzielle Mittel, aktive Akteur:innen, Beteiligung der Bürger:innen, Einbeziehung der Vereine) möglich.
1. Kaltenleutgeben setzt sich zum Ziel, die Gemeinschaft zu fördern und schafft Begegnungsorte
Beim Diskutieren, was Kultur in unserem Ort bedeutet, ist das Wort „Gemeinschaft“ sehr oft vorgekommen.
Kulturelle Ereignisse führen Menschen zusammen, geben Möglichkeit zum Austausch, ermöglichen nette Gespräche und Reflexion. Es braucht Gelegenheiten und es braucht Orte, an denen Menschen für kulturelle Aktivitäten zusammenkommen. Gleichzeitig können Begegnungsorte und -räume Möglichkeiten schaffen, mit Menschen außerhalb der eigenen „Blase(n)“ in Kontakt zu treten oder können im besten Fall „Leute in Aktivitäten verwickeln, von denen sie nicht wussten, dass sie sie interessieren“.
Die Stärkung der Identität des Ortes, des Gemeinschaftsgedankens und damit des Gemeinwesens sind hier maßgebliche Ziele.
Die Evaluierung der genutzten Räume und das aktive und bewusste Erweitern von Begegnungsorten (öffentlicher Raum, Ortsteilbelebung, Open Air, Vereinsgebäude im Wald, ...) könnten hier erste Schritte sein.
2. Kaltenleutgeben initiiert Formate und Möglichkeiten, bei denen Partizipation und Diskussion möglich sind
Möglichst viele Formen zur Verbesserung der kulturellen Teilhabe sollen genutzt und gefördert werden. Dazu gehören insbesondere die Beseitigung struktureller Barrieren und die Motivation der Bürger:innen des Ortes, sich am Gemeindeleben zu beteiligen. Unterschiedlichste Gruppen und Initiativen sollen Teil des öffentlichen kulturellen Lebens sein.
Auch partizipative Formate, wie z.B. ein Abstimmen der Bevölkerung über Veranstaltungen oder das seit einigen Jahren etablierte jährliche Bürger:innenbudget genutzt werden, könnte die Teilhabe erhöhen, um Kulturprojekte aktiv einzubringen.
Ein Zusammenbringen von Initiativen (informelles Freiwilligenwesen), die nicht in Vereinen organisiert sind, soll forciert werden.
3. Kaltenleutgeben fördert Strukturen, die vielfältige Kultur von und für alle ermöglichen. Im Ort ist Platz für Mainstream, Hochkultur, Volkskultur und die freie Szene
Warum ist Kultur von und für alle so wichtig?
Durch gemeinsame kulturelle Aktionen finden Menschen leichter in das Gemeindeleben hinein, ihr Zugehörigkeitsgefühl wächst ebenso wie die Verankerung mit dem Ort. Kultur gibt auch Einblick in die Lebensweisen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Altersgruppen. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur trägt zur Stärkung des Einzelnen bei, fördert Kreativität und Sensibilität und setzt Kommunikationsprozesse in Gang.
Kulturelle Aktivitäten leben von der Vielfalt ihrer Akteur:innen und Schaffenden: Eine ungewöhnliche Kunstaktion der freien Szene oder zeitgenössischer Kunst steht nicht im Widerspruch zum Wiederentdecken von Traditionen oder Ideen zur Volkskultur. Für alles darf Platz und Raum sein.
Zukünftige Konzepte sollen marginalisierten Gruppen in Kunst- und Kulturaktivitäten mitdenken (z.b. Menschen mit geringem Einkommen, Menschen aus anderen Herkunftsländern und Menschen mit Behinderungen, aber in vielen Fällen auch Kinder und Jugendliche, alte Menschen, Menschen mit nicht-heteronormativer Orientierung sowie Menschen in prekären Lebenssituationen). Dazu könnten bestehende Initiativen aufgegriffen werden, um die Zugänglichkeit zu erleichtern (z.b. „Hunger auf Kunst und Kultur“).
Im Kontext von kultureller Bildung ist auch das Zusammenspiel zwischen Kultur- und Bildungsbereich zentral: Die Bibliothek als Ort von Vermittlung und Bildung nimmt eine zentrale Rolle ein.
Musikalische Aktivitäten (Chor, gemeinsames Musizieren, Tanz, ..) können niederschwellige Möglichkeiten bieten und bringen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen. Deswegen könnte es auch ein Ansatz sein, vermehrt in musikalische Bildung (Musikschule,...) zu investieren und übergeordnete Strukturen zu schaffen.
Ziel ist es, sich gezielt mit Dialoggruppen und deren Bedürfnissen auseinanderzusetzen und ein gezieltes Angebot für diese Zielgruppen zu schaffen.
4. Kaltenleutgeben sieht sich als Ort, an dem Neuanfänge Tradition haben und Innovation unterstützt wird. Unser Ort anerkennt seine vielschichtige, bewegte, vielseitige und abwechslungsreiche Geschichte
Kaltenleutgeben hat eine interessante, diverse und bunte Geschichte. Der Ort musste sich aufgrund seiner ungewöhnlichen Vergangenheit mehrmals neu erfinden. Im Ort ist es Tradition, Dinge neu zu denken. Die Gründung des Chors VoKALEU ist ein gutes Beispiel, wie durch innovative Gemeinschaftsarbeit ein schönes Projekt neu entstehen kann.
Der Ort besitzt ein reiches Archiv, das viele Schätze birgt. Vieles ist bereits aufgearbeitet und wird in Form von Vorträgen oder Büchern interessierten Bürger:innen vermittelt. In die Aufarbeitung und zeitgemäßen Vermittlung der Ortsgeschichte und deren Kulturgüter weiter zu investieren, erscheint absolut sinnvoll: Das Sichtbarmachen der Geschichte im Ort, ein „Museum“ oder eine „Sammlung der Ortsgeschichte“ kann auch innovativ, zeitgemäß und ungewöhnlich gedacht werden.
Es gibt aber auch Themen (jüdisches Leben, Migrationsgeschichte) und Zeiträume (Widerstand im II. WK) und Blickwinkel, die noch wissenschaftlich aufgearbeitet und eingeordnet werden müssen, damit die Geschichte des Ortes ganzheitlich verhandelt und vermittelt werden kann. Hier ist es wichtig, mit erfahrenen Institutionen zu kooperieren.
5. Kaltenleutgeben setzt sich zum Ziel, Initiativen an der Schnittstelle von Natur und Kultur zu setzen
Kaltenleutgeben steht an der Schnittstelle von Stadt zu Land und ist mit seiner Nähe zum Biosphärenpark Wienerwald Föhrengebirge ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Aktivitäten in der Natur. Diesen besonderen USP mit kulturellen Programmen zu verknüpfen wurde in der Arbeitsgruppe als große Chance gesehen.
Gemeinsame Wanderungen mit Wissensvermittlung, gestaltete Themenwege, LandArt Initiativen, Open-Air-Konzerte oder ein Erzählfestival im Wald könnten Möglichkeiten sein, diese Stärke aktiv auszubauen.
6. Kaltenleutgeben bekennt sich bei der Veranstaltungsplanung und beim Setzen von Initiativen zur Nachhaltigkeit
In der Kulturarbeit soll auf die Qualität der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit geachtet werden. In Guidelines (https://sauberhaftefeste.at; https://greeneventsaustria.at, www.klimaschonend.at ) geht es um Strategien zur Abfallvermeidung und -trennung, regionale und saisonale Verpflegung oder klimaschonende Mobilität. Neben der ökologischen wird auch die soziale Nachhaltigkeit (Inklusion, Barrierefreiheit von Website/Veranstaltungskalender,...) thematisiert. Nachhaltig ist es auch, Angebote innerhalb des Ortes schaffen, um Entschleunigung und Gemeinschaft zu fördern und das Verkehrsaufkommen zu mindern.
Ziel ist es, aktiv Nachhaltigkeitskonzepte in die Kulturarbeit zu integrieren und diese auch zu kommunizieren.
7. Kaltenleutgeben sieht das Potenzial und den Wert der Freiwilligenarbeit und fördert diese
Freiwilligenarbeit stellt eine wichtige Basis für Kulturarbeit dar, ob im Verein organisiert oder als Initiative. Deswegen soll ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeit gefördert und unterstützt werden. Wichtig ist eine aktive Kommunikation, Anerkennungskultur und Unterstützung von Bewohner:innen, die freiwillig/ehrenamtlich tätig sind.
8. Kaltenleutgeben nutzt vorhandene Netzwerke, Plattformen und Strukturen, um gemeinsame Initiativen zu stärken und um diese in der Gemeinde und in der Region zu verbreiten.
Gemeinsam sind wir stärker! Deswegen sollen vorhandene regionale Netzwerke (z.B. Biosphärenpark Wienerwald, Kleinregion und Bezirk Mödling et.al.) genutzt oder auch aktive Gruppen innerhalb der Gemeinde vernetzt werden (Team G21, Gesunde Gemeinde, familienfreundliche Gemeinde, Vereine et.al.). Möglichkeiten der Vernetzung (z.b. Kulturstammtisch, digital zugänglicher Jahresplan für Veranstaltungsplanung) könnten helfen, Initiativen zu vernetzen, sich gegenseitig zu stärken und in der Planung abzustimmen.
Die Zusammenarbeit oder der Austausch mit Kulturverantwortlichen der Nachbar:innengemeinden könnte mittelfristig forciert werden, um sich gegenseitig zu bewerben oder Programme abzustimmen.
International gäbe es die Möglichkeit, eine Partnergemeinde mit einer Verbindung zu Kaltenleutgeben zu suchen, um den kulturellen Austausch zu fördern.